Vor dem Jahr 2004 mussten Schüler Stühle von zu Hause mitbringen, wenn sie in einem der beiden Unterrichtsräume im Armenviertel Jorge Salazar im Nordwesten Managuas in Nicaragua nahe dem Flughafen Platz nehmen wollten. Dann entschloss sich der Verein „Helft uns Helfen“ zu einem Neubau der Schule mit drei Klassenzimmern, Kindergarten, Verwaltungsraum, Speisesaal und Toiletten. Mitglieder von „Helft uns Helfen“ Konstanz und der Partnerorganisation in der Schweiz reisten auf eigene Kosten nach Nicaragua, um über mehrere Wochen verteilt die Bauarbeiten voranzutreiben.

Adresse: Managua, Carretera Norte km. 9, 7 cuadras al sur, detrás de la iglesia catolica, das ist im Nordwesten von Managua, in der Nähe des Flughafens im Armenstadtviertel „Jorge Salazar“.

Situationsbeschreibung der Schule im August 2002

Fakten:

  • Gründung 1994
  • Erbauung durch Gelder des Vereines „Sendero de Luz“ . Vorsitzende des Vereins ist Doña Teresa.

128 Schüler : Vorschule 28, 1. Klasse 40, 2. Klasse 25 3. Klasse 35

  • Schulgebühren : 10 / 15 / 20 Cordobas mtl. ( 0,7 / 1,1 / 1,4 US$ )
  • Lehrergehälter : 1. und 2. Lehrer 900 Cordobas / monatlich 7 – 17 Uhr
  • 3. Lehrer 600 Cordobas / monatlich 7 – 13 Uhr

Direktorin: Doña Teresa
Als Stellvertreterin Martha, die auch eigentlich die Schule führt.
Martha ist die Schwiegertochter Doña Teresas, verheiratet mit Onofre der mit der Familie bei Doña Teresa wohnt.

Abends gibt eine der Lehrerinnen privaten Unterricht an 20 Erwachsene und Jugendliche die bisher noch nicht schreiben oder lesen konnten. Dafür erhält sie einen Zuschuss und bekommt die Räumlichkeit umsonst gestellt.

In der Schule gibt es:
2 Klassenzimmer mit Erdboden
ca. 25 Stühle (die restlichen Stühle müssen die Kinder von zu Hause mitbringen, wenn sie welche haben )
3 Tafeln die schrottreif sind
und eine Trennwand.

Aufgrund der räumlichen Enge – das Terrain besteht aus 16 mal 19 Metern also weniger als 23 % der Fläche der Schule „El Eden“ – ist es nur durch einen Grundstückskauf und größere Investitionen möglich, eine intakte Schule aufzubauen. Das bestehende Gebäude muss abgerissen werden, da es nicht sehr stabil ist.

 

„Cantar de los Cantares“ 2004

  • Bauzeit: 6. Januar bis 26.April 2004
  • Erbaut durch Gelder des Vereins „Helft uns Helfen e.V.“

Direktor: Fernando Ramírez ( Sohn von Doña Teresa )
Er arbeitet täglich in der Schule und ist, neben organisatorischen Aufgaben, auch für den Informationsaustausch und regelmäßigen Kontakt zuständig.

180 Schüler: Vorschule 40, betreut von einer Kindergärtnerin.
Die Klassenstufen werden von drei Lehrern unterrichtet.

Unterrichtszeiten:
Vormittags: 7.00 bis 12.00 1.+ 2. Klasse
7.00 bis 11.00 Uhr Kindergarten.
Nachmittags: 13.00 bis 17.00 3.+ 4.+5. Klasse

Das Schulgeld beträgt 20 Cordoba (1 Euro = 19.6 Nicaragua Gold Cordoba, 1 Dollar = 16.02 Cordoba) monatlich, es gibt jedoch auch viele Becas ( = Stipendien).
Die Lehrer verdienen 900 bzw. 600 Cordoba, die Kindergärtnerin (ganztags) 700 und Fernando und der Nachtwächter je 1200.

Verbesserung und Verschönerung der Schule „Cantar de los Cantares“ 22.01.07 – 12.02.07

(Bericht von Moritz Orendt)
a) Ankunft in Managua und Planung der einzelnen Maßnahmen

Am Montag, den 22.1.07, kam ich abends in Managua an. Als ich mit Max, Andre, Rolf und Michael (alle Mitglieder von „Helft uns Helfen“) am Abend zusammensaß, war vom ursprünglichen Plan, einen Multifunktionsraum zu bauen, schon Abstand gewonnen worden. Doña Teresas Wunsch, ein Gebäude in erster Linie für Elternversammlungen zu bauen, erschien uns nicht sinnvoll. Da die Nutzung gleichzeitig als kleine Arztpraxis schon in „El Eden“ nicht funktioniert, wurden schließlich andere bauliche Verbesserungen ins Auge gefasst:

  • größere Attraktivität der Schule: Kauf von Spielgeräten, Anpflanzung von Bäumen und Anlegung von Gärten
  • Mehr Sicherheit dafür, dass die getätigten Investitionen auch auf Dauer der Schule zu Gute kommen und nicht von Dieben mitgenommen werden können, wie es schon mit einem Gastank der Küche geschehen war. Außerdem müssen die aus Metall hergestellten Spielgeräte vor Eisenräubern geschützt werden.
  • Instandhaltung: Auswechseln eines Dachs, Bauen einer Rampe für Rollstühle zu einem Klassenraum, Reparation einer Tür
  • Lösung des Problems des Hochwassers wahrend der Regenzeit. So stand im Hof der Schule zu früheren Zeiten das Wasser schon einmal hüfthoch.
  • Mehr Hygiene: Bau eines Urinals und Betonierung des Gebiets um die Klos
  • Elektrizität: Installation von Neonröhren in allen Klassenzimmern, um auch den Schülern am Nachmittag, die jahreszeitenabhängig bis in die Dämmerung Unterricht haben, sinnvolles Lernen zu ermöglichen. Auch sollen die Grundvoraussetzungen für eine Abendschule geschaffen werden.

b) Die Arbeit beginnt

Cantar
Am Dienstag fuhren wir das erste Mal nach Cantar de los Cantares. Max, Michael, Rolf und ich kümmerten uns schon mal um die Aushebung der Abwasserschächte, was bei den harten Böden hier schon eine Herausforderung ist und mir gleich einmal ein paar Blasen bescherte. Andre machte sich derweil an die Vermessung und Planung der Stromleitungen. Natürlich fuhren alle zwischenzeitlich mit Fernando einkaufen.
Am nächsten Tag verabschiedete sich erst mal unser Chefelektriker Andre, ohne alle Lampen und Stromkreise montiert zu haben. Er schaffte es aus Zeitgründen nur, einen Beispielraum (Essenssaal und Küche) einzurichten, an dem wir Amateure uns dann orientieren könnten.

Außerdem trudelten in der folgenden Zeit unsere Arbeiter ein:

  • Ronald, der Schweißer. Ein wirklich kompetenter Mann, der meistens gut arbeitete. Kam aber an einem Montag stockbesoffen zur Arbeit.
  • Francisco, Ronalds erster Gehilfe. Ein 17-jähriger Junge, sehr arbeitsam und froh über seinen Lohn.
  • Juan, Ronalds zweiter Gehilfe. Nicht der hellste Kopf. Kam auch ab Freitag, dem 3.2. nicht mehr, nachdem ihm schon der Lohn für Samstag ausbezahlt worden war und wagte es danach trotzdem noch einmal auf der Baustelle zu erscheinen, wobei ich ihn natürlich freundlich auf seine bodenlose Frechheit hinwies.
  • Deyling, ein „Jugendlicher in einer sozialen Situation des Risikos“ aus dem Barrio von El Eden. Arbeitete gut bis zu dem Tag, an dem angeblich sein Bruder nach einer Messerstecherei im Krankenhaus landete. Danach pumpte er sich von mir 50 Cordoba um ihn im Krankenhaus zu besuchen und noch genug Geld für die Fahrt zur Arbeit am nächsten Tag zu haben. Auch er ward ab diesem Tag nie mehr gesehen.
  • Oskar, der Maurer. Arbeitete schon das letzte Mal mit den Schweizern und blieb dann auch noch mit Felix bis zum Ende am Ball. War auch diesmal gut und man musste ihm nicht jeden Handgriff erklären.
  • Martin, Oskars Gehilfe. Wurde angestellt, als Juan auf einmal fernblieb und arbeitete gut mit Oskar zusammen.

Cantar2

Die erste Woche kümmerte ich mich zusammen mit Rolf hauptsächlich um die Elektrizität, bei der wir uns ein ums andere Mal mit den miserablen Nägeln und der unglaublich harten Mauer rumärgerten. Derweil begann Ronald mit der Schweißerei der Sicherungsrollen, die nach und nach auf der Außenmauer montiert wurden. Die anderen gruben schon die Gräben für die Abwasserleitung des Urinals und des neuen Waschbecken. Die nächste Woche wurde dem Abriss des alten Dachs des Direktorats und der Vorschule, und dem Neubau dessen, begonnen. Folgenden Dienstag entschlossen wir uns eine Rutsche, eine Wippe und ein Klettergerüst anfertigen lassen. Ronald arbeitete weiterhin an der Sicherheit. Oskar stellte mit der Zeit das Urinal samt Dach fertig und mauerte die Abwasserschächte, die durch Rohre verbunden wurden. Die kommende Woche begannen wir mit dem Einbetonieren des Gebiets rund ums Klo. Danach wurde eine Rinne ausgehoben bei der das Wasser bei Regenfällen direkt vom Dach in die Abwasserrinne geleitet wird. Außerdem konstruierten wir die Rampe für die behinderte Schülerin vor einer Aula. Nachdem Ronald die Sicherheitsrollen fertiggestellt hatte, machte er sich an die Gitterdeckel für das Abwassersystem der Schule. Am Mittwoch fuhr ich mit Fernando und Doña Teresa nach Caterina, dem Blumen und Pflanzenzentrum von Nicaragua, um dort das komplette Auto mit Pflanzen zu füllen. Am Donnerstag wurde dann mit dem Mäuerchen für den Garten begonnen. Diesen Tag arbeiteten wir bis um halb 8, da wir unbedingt die Spielgeräte noch in den Boden einbetonieren mussten, da am nächsten Tag die Einweihung stattfinden sollte. Bis zum Montag blieb dann noch der Rest: Einpflanzen der restlichen Blumen und der Kokospalmen, Mauern eines 2. Gartens, Konstruierung des Waschbeckens und Ordnung schaffen.

Cantar3
Ich werde auf alle Fälle noch einmal nach Managua fahren und noch das Geld von „Helft uns Helfen“ sinnvoll einsetzen. Was bleibt also noch zu tun?
Max persönlicher Wunsch wäre noch ein Logo von „Helft uns Helfen“ auf der Mauer von „Cantar de los Cantares“. Außerdem müssen die Gärten noch mit mehr Blumen gefüllt werden. Auch wäre noch ein weiterer Garten nett.

Aktuell

Heute umfasst die Schule „Cantar de los Cantares“ die komplette Grundschule (Primaria = 6 Jahrgangsstufen) und den Kindergarten (Preescolar = unterteilt in 3 Altersgruppen).
Sie ist eine vom Bildungsministerium in Nicaragua ( Ministerio de Educación = MED ) anerkannte Grundschule, die berechtigt ist, die Abschlüsse für die Primaria zu erteilen.

Die Schule verfügt über 3 Klassenräume, einen Raum für den Kindergarten, einen Verwaltungsraum und einen Speisesaal, dem eine Küche und eine Vorratskammer angeschlossen sind. Des weiteren befinden sich 2 Toiletten auf dem Schulgrundstück.

Unterrichtet wird in zwei Schichten, morgens und nachmittags und jedes Kind erhält ein Mittagessen.

Die LehrerInnen beugen mit ihrer Arbeit der Entwurzelung der Schüler vor, denn ohne die Schule wären die Kinder höchstwahrscheinlich auf der Straße. Die Schule bietet eine integrierte Erziehung, die neben Allgemeinbildung auch Gesundheitsvorsorge sowie sozialpädagogische Ansätze der Familienarbeit beinhaltet und die Kinder zur Kreativität anspornt.
Diese Schule wird ebenfalls wie die Schule „El Eden“ von Doña Teresa geleitet. Unterstützt wird sie dabei durch ihren Sohn Fernando.

Auch langfristig ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Schule selbst tragen kann. HuH bezahlt in diesem Projekt ca.13.000 US$ im Jahr für die Lehrergehälter, die Gehälter von Subdirektor, Wächter und Köchin, Lebensmittel, Schulmaterial, Gas, Wasser und Kosten für Instandsetzungsarbeiten.